In jedem einzelnen Augenblick, zu jeder Sekunde, laufen im menschlichen Körper unbewusste Prozesse ab, die einen entscheidenden Einfluss auf unser Leben haben. Atmung, Herzschlag, Verdauungssystem, Hormone, Reflexe und vor allem Gehirnaktivitäten kennen keine Pause und können nur bis zu einem bestimmten Grad beeinflusst werden. All diese unbewussten und komplexen Prozesse sind elementar wichtig für die Gesundheit – bei vielen Krankheitsbildern oder Beschwerden, zeigen sich Auffälligkeiten bei entsprechenden Prozessen.
Mit dem sogenannten Biofeedback können bestimmte körperliche Vorgänge mittels elektronischer Geräte beobachtet und empirisch erfasst werden. Ein Spezialbereich des Biofeedbacks ist das sogenannte Neurofeedback, bei dem Gehirnströme aufgezeichnet und analysiert werden, mit dem Ziel, diese zu beeinflussen oder gar zu kontrollieren.
Wie funktioniert Neurofeedback?
Neurofeedback funktioniert per Elektroden, die auf dem Kopf platziert werden oder auch mit EEG Headsets, die je nach Gerät eine unterschiedliche Anzahl an EEG-Sensoren. Diese Sensoren sind in der Lage, die aktuelle Gehirntätigkeit sehr genau zu erfassen und aufzuzeichnen. Ganz allgemein teilt man die Gehirnaktivität in verschiedene Wellenbereiche und Frequenzen ein, die sich abhängig von der jeweiligen Situation stark unterscheiden. Bei einem gemütlichen Beisammensein in entspannter Atmosphäre sind beispielsweise andere Gehirnströme messbar, als bei konzentriertem Lernen oder dem Besuch eines Rockkonzerts. Neurofeedback ermöglicht es, die elektrische Aktivität des Gehirns in einzelne Wellenbereiche bzw. Frequenzbänder aufzuteilen und diese darzustellen.
Anhand der visuellen Darstellung der einzelnen Gehirnströme lässt sich in Echtzeit erkennen, wann das Gehirn stark beansprucht wird, wann es entspannt oder wann es abgelenkt ist. Dadurch können Patienten bzw. Neurofeedback-Nutzer wahrnehmen, welche Auswirkungen und Veränderungen im Gehirn bestimmte Aktivitäten oder Zustände auslösen und so aktiv darauf reagieren. Dazu ist selbstverständlich Übung erforderlich, die mittels speziellem Neurofeedback Training oder EEG-Training erworben wird.
Anwendungsgebiete von Neurofeedback
Ärzte und Therapeuten nutzen Neurofeedback, um eine ganze Reihe von Beschwerden und Krankheiten zu behandeln. Dazu zählen insbesondere:
– ADHS
– Angst
– Schlafstörungen
– Kopfschmerzen / Migräne
– Tinnitus
– Burnout / Erschöpfungszustände
– Epilepsie
Auch traumatische Erlebnisse oder Panikattacken können mittels entsprechender Neurofeedback Therapie wirkungsvoll behandelt werden. Neben der medizinischen bzw. therapeutischen Anwendung machen sich auch Coaches, Trainer, Leistungssportler oder Berater Neurofeedback als Methode zur Optimierung unterschiedlicher körperlicher Funktionen und Ressourcen zu eigen.
Besseres Verständnis der Funktionsweise des Gehirns
Neurofeedback ist eine Möglichkeit, tiefe Einblicke in die Funktionsweise des Gehirns zu erhalten und kann dazu beitragen, das Verständnis über dieses hochkomplexe System an neuronalen Netzwerken innerhalb des „Wunderwerks Mensch“ zu erweitern.
Entsprechendes Training kann dazu beitragen, die Konzentrationsfähigkeit, emotionale Stabilität und Resilienz (Stressbewältigung) zu verbessern. Letztendlich ist das Ziel von Neurofeedback im Speziellen und Biofeedback im Allgemeinen immer, körperliche Prozesse besser zu verstehen und in der Lage zu sein, diese nach erfolgreichem Training auch ohne technische Hilfsmittel bzw. visuelles Feedback zu beeinflussen bzw. zu steuern.